„Nachdem Litauen unabhängig geworden war, kamen immer häufiger Touristen nach Nida. Zuerst war es wohl Heimwehtourismus: Die meisten Touristen waren hier geboren, teilweise hier aufgewachsen, andere wollten die Heimat ihrer Eltern oder Großeltern besuchen. Sie erzählten uns, wie sie selbst Bernstein gesammelt hatten, welche Broschen oder Ketten ihre Mütter vor sechzig Jahren getragen hatten. Sie stellten uns auch viele Fragen. Fragen, die wir damals nicht beantworten konnten. Aus diesem Grund fingen wir an, uns stärker für Bernstein zu interessieren. Wir kauften Bücher über Bernstein, sammelten alle Photographien und suchten ständig nach neuen Ausstellungsgegenständen.
Wir fingen auch an, professionelle Künstler zu motivieren, mit Bernstein zu arbeiten, und luden sie nach Nida ein. Die ersten, die unserer Einladung nach Nida folgten, waren Künstler aus Vilnius: Birutė Stulgaitė, Vytautas Matulionis, Algis Mikutis, Žilvinas Bautrėnas, Ąžuolas Vaitukaitis, Künstlerin aus Palnga Danguolė Baravykienė, und aus Klaipėda Vitalijus Milkintas und andere. Jeder nahm Bernstein in die Hand und bearbeitete ihn auf seine eigene Weise. Einige legten sehr viel Persönliches in ihre Arbeit, andere bearbeiteten das Material nur ganz geringfügig.
In dreißig Jahren wurde so Stück um Stück eine einzigartige Kollektion aus Nida und Juodkrantė aufgebaut. Das grösste Bernsteinstück in unserem Museum wiegt fast drei Kilo. Wir haben auch ebenso wertvolle Bernsteinstücke, die 2 und 1,5 oder 1 Kilo wiegen. Unsere Sammlung mit Bernsteineinschlüssen kann es mit den besten Museen Europas aufnehmen. Wir zeigen einzigartige Bernsteinstücke, so etwa eines mit einem Schneckengehäuse, ein anderes mit einer Eidechse oder auch ein Stück mit der Spinne „Sosybius Mizgirisi“. Wir besitzen eine große Sammlung von alten Bernstein-Artefakten und natürlichen Bernsteintropfen. Der rekonstruierte Juodkrantėschatz ist zurückgebracht, der vor vielen Jahren ausgelagert worden war. Wir haben zahlreiche Beispiele von Bernstein in verschiedenen Farben gesammelt. In unseren Museen ist es möglich, bläulichen, weißen, grünen, durchsichtigen und gelben Bernstein zu bewundern. Dank Professor Wolfgang Weitschat, der am Geologisch-Paläontologischen Institut der Universität Hamburg tätig ist, können unsere Besucher auch eine Sammlung mit Beispielen fossilen Harzes aus verschiedenen Teilen der Welt besichtigen. Auch am internationalen Projekt „Bernsteinstrasse“, die durch ganz Europa führt, nimmt die Bernsteingalerie in Nida mit ihrem Museum und einer Freiluft-Ausstellung teil. Um das Wissen über den Bernstein zu verbreiten, wurde die Wanderausstellung „Der Baltische Bernstein: Geschichte und Design“ geschaffen, die aus vier Teilen besteht: einem historischen und einem archäologischen Teil, einer Präsentation der Werke der zeitgenössischen Künstler und einer Handwerkerabteilung. Diese Austellung wurde schon in Island, Kanada, Belgien (in dem von dem Europäischen Parlament organisiertem Projekt, wo die Völker aus Mittel- und Osteuropa vorgestellt wurden), in den Vereinigten Staaten von Amerika (Washington, Chicago), in dem Vittorianmuseum in Italien gezeigt. Wir haben die einmaligen Sammlungen der Künstler Žilvinas Bautrėnas, Jonas Balčiūnas und Vaidilutė Vidugirytė, Feliksas Daukantas, Indrė Diržienė, Nerijus Erminas, Saulius Grinius, Laima Kierienė, Vytautas Matulionis, Algirdas Mikutis, Birutė Stulgaitė, Mari Relo-Šaulys und Adolfas Šaulys, Ąžuolas Vaitukaitis, Sigitas Virpilaitis und von vielen anderen gesammelt.
Jetzt, nachdem wir in Nida und in Vilnius ein Museum und ein paar Galerien und ein Kunstzentrum des Baltischen Bernsteins in Vilnius gegründet haben, und Künstler aller Richtungen die Möglichkeit haben, nach Nida zu kommen und im Künstlerhaus zu schaffen, nachdem wir tausende von Ausstellungsgegenständen gesammelt haben, können wir ruhig sagen, wir haben schon etwas Großes geleistet. Und wenn die Leute nach dem Besuch in unseren Museen und Galerien sich in Bernstein verliebt haben, waren unsere Mühen nicht umsonst.“
Virginija und Kazimieras Mizgiris