Über den Wert des Bernsteins schrieb Plinius:
„Die Römer haben den weißen Bernstein, aus dem Räucherstäbchen gemacht wurden, den gelben und den dunklen nicht so geschätzt wie den durchsichtigen, der ein bißchen glänzt und in dem beim Hineinschauen nicht das Feuer, sondern die Reflexion des Feuers zu sehen ist (…) Der populärste Bernstein war in der Farbe des durchsichtigen Weines. Für den haben Sie am meisten bezahlt (…) Sie haben den Bernstein im gewärmten Fett der Ziegen heller gemacht.“
Baltischer Bernstein hat ein breites Farbenspektrum. Naturbernstein ist hellgelb bis honiggelb mit allen dazwischen liegenden Variationen. Daneben gibt es jedoch auch grüne, blaue, graue, schwarze, weiße und rote Bernsteine, wobei nicht selten ein einziger Stein die unterschiedlichsten Farbvariationen zeigen kann. Am durchsichtigenBernstein wird deutlich, dass die eigentliche Grundsubstanz gelb ist. Jeder undurchsichtige Bernstein hat eine innere schaumige Struktur, die durch eingeschlossene, mikroskopisch kleine Luftbläschen erzeugt wird. Die verschiedenen Farbtöne entstehen dabei durch optische Effekte wie Interferenz, Lichtstreuung, Reflexion und Absorbtion, und sind weitestgehend abhängig von Anzahl, Größe und Anordnung der Bläschen. Die Bläschengröße schwankt zwischen 0,0008 mm und 0,002 mm und kann bis zu 9 Millionen Bläschen pro Quadratmillimeter betragen (weißer Bernstein).
Eine weitere Rolle für die Farbengebung, können auch im Bernstein eingeschlossene Mineralien wie etwa Pyrit spielen. Weit größer ist der Einfluß der Verwitterung, wodurch gelber Bernstein an der Außenkruste und entlang von Löchern und Hohlräumen eine intensive Rotfärbung erhält.
Rohbernstein hat eine Rinde, und erst wenn diese abgeschliffen ist, zeigt sich die Vielfalt der Farbvariationen. Insgesamt sind sieben Hauptfarben und ungefähr 250 verschiedene Farbvarianten des Baltischen Bernsteins bekannt.
Durchsichtiger Bernstein: Nur etwa 10% des Bernsteins ist durchsichtig. Dabei handelt es sich in der Regel um Schlauben-Bernstein. Größere Stücke sind selten und besonders wertvoll. Schlauben-Bernsteine sind normalerweise durchsichtig gelb, können aber bei längerer Lagerung durch Oxydation auch rötlich werden.
Bereits am Ende des 18. Jahrhunderts wurde durchsichtiger Bernstein für die Produktion optischer Geräte verwendet. Im Jahre 1691 fertigte der Optikermeister Christian Perschin zum ersten Mal Linsen und Gläser für Brillen aus durchsichtigem Bernstein. Die Gelehrten dieser Zeit behaupteten, dass optische Instrumente aus Bernstein qualitativ besser seien als Geräte aus Glas, obwohl Glas eindeutig härter war. Der letzte Bericht über die Verwendung von Bernstein für die Produktion von Brillen stammt aus London aus dem Jahre 1835.
Roter Bernstein: Natürliche orangerote oder dunkelrote Farben sind im Bernstein äußerst selten. Sie entstehen nur dann, wenn das Harz lange Zeit der Luft ausgesetzt war: bei der Oxydation, im Sonnenlicht oder bei Waldbränden. Im Kontakt mit Luft oxydiert Bernstein sehr langsam und ändert seine Farbe. Die Farbveränderungen zeigen sich erst nach 50 bis 70 Jahren. Gealteter Bernstein ist sehr wertvoll, weil er eine eigene Patina besitzt. Heutzutage gelingt es Fachleuten, die rote Farbe auch künstlich herzustellen. Bei hohen Temperaturen wird auch durchsichtiger Bernstein rot. Der Bernstein bleibt zwar echt, aber er verliert seine natürlichen Eigenschaften.
Roter Bernstein wurde als „Blut der Drachen“ in dem in Japan gefundenen Shosoin-Schatz erwähnt. Er galt als wertvoll, da er selten war und mystische göttliche Kräfte besitzen sollte.
Gelber Bernstein. Undurchsichtig-gelb ist die häufigste Bernsteinfarbe (ca.70%). Jeder undurchsichtige Bernstein hat jedoch eine innere schaumige Struktur, die durch eingeschlossene, mikroskopisch kleine Luftbläschen erzeugt wird. Die verschiedenen Farbtöne entstehen dabei durch optische Effekte wie Interferenz, Lichtstreuung, Reflexion und Absorption, und sind weitestgehend abhängig von Anzahl, Größe und Anordnung der Bläschen.
Gelber Bernstein ist stark mit litauischen Trachtenkleidern verbunden. Früher wurde gelber Bernstein während der Hochzeit verwendet oder über die Krippe des Kindes gehängt. In der Steinzeit machte man Amulette aus gelbem Bernstein. Für die Menschen jener Zeit galt der gelbe Bernstein als Sonnenstein. Nach Professorin Marija Gimbutienė symbolisierte gelber Bernstein allerdings ebenso wie der weiße Bernstein den Tod: Aus gelbem Bernstein wurden Figuren, Bilder und Amulette der mythischen Todesgöttin gemacht.
Weißer Bernstein ist selten. Für den weißen Bernstein ist eine Vielfalt von Texturen und Naturkunst-Formen typisch. Er wurde oft auch Königsbernstein oder Knochenbernstein genannt und mit Elfenbein verwechselt. Für den weißen Bernstein sind Intrusionen der verschiedensten Farben (gelb, schwarz, blau, grün, durchsichtig) typisch, die interessante Muster bilden. In einem Kubikmillimeter des weissen Bernsteins sind bis zu einer Million Luftbläschen im Durchmesser von 0,001 bis 0,008 Millimeter zu finden. Je häufiger und je kleiner diese Luftbläschen sind, desto weißer ist der Bernstein. Weißer Bernstein ist leichter als andere Bernsteinarten: Er schwimmt sogar im Süßwasser.
Früher wurde weißer Bernstein für die Zubereitung von teueren Medikamenten verwendet, mit denen Herzkrankheiten behandelt wurden. Zum Inhalt dieser Medikamente gehörten neben dem weißen Bernstein noch rote Korallen, Wurzeln, Hirschhorn, Perlen und Zangen der schwarzen Krabbe.
Bläulicher Bernstein gilt als der Seltenste. Man findet unter Tausend Stücken lediglich zwei von dieser Farbe. Da die Bernsteinförderung in den letzten Jahren deutlich abgenommen hat, ist heute diese Farbe schon fast ausgestorben. Die blau-violette Färbung wird durch das Mineral Pyrit (Eisenbisulfid) hervorgerufen, der bereits in der Lagerstätte durch mikroskopisch kleine Risse in den Bernstein eingedrungen ist. Nicht zu verwechseln ist diese „echte“ blaue Farbe mit den blauen Farben, den manche dominikanische Bernsteine zeigen. Dort spielt ein Fluoreszenzeffekt die Hauptrolle.
Im Altertum wurde weiß-bläulicher Bernstein gern von den Wahrsagern getragen. Man glaubte, dass diese Farbe den Segen der Götter und die richtigen Vorhersagen herbeiriefe und dass er die Arbeit des Priesters mit den Geistern des Wassers, der Erde, des Feuers und der Luft ermöglichen würde.
Grünlicher Bernstein ist ebenfalls sehr selten. Die grünliche Farbe entstand, als das Harz mit dem Pigment-Chlorophyll der Pflanzen reagierte, auf die das Harz tropfte. Manchmal kann man im grünlichen Bernstein Strukturen wie Zuckerkristalle sehen – deswegen wird der grünliche Bernstein oft auch „Zuckerbernstein“ genannt.
In den Zeiten unserer Vorfahren wurde der grünliche Bernstein mit den pflanzlichen Fragmenten von dem Helfer des Wahrsagers getragen. Die Farbe des Bernsteins sollte ihm helfen, mit den Geistern der Natur zu sprechen und die richtigen Pflanzen zu sammeln und zu dosieren.
Schwarzer Bernstein. Diese Farbvariante entsteht durch Einlagerung von organischen, meist pflanzlichen Resten, die durch das Harz zusammengehalten werden. Je mehr von diesen enthalten sind, desto dunkler wird Bernstein. Wegen dieser Beimischungen ist der schwarze Bernstein empfindlicher als andere Bernsteinsorten. Als Brack bezeichnete man Bernsteine mit extremen Mengen von pflanzlichen Einschlüssen, wobei der Bernstein kaum noch erkennbar ist.
Bis vor kurzer Zeit wurde er zur Schmuckherstellung kaum verwendet. Mittlerweile wird jedoch recht häufig dieser sehr dunkle Brackbernstein zu Armbändern und Ketten verarbeitet.
Früher haben Wahrsager schwarzen Bernstein oder Bernsteinstaub im Krieg verwendet. Er sollte die Feinde im Wald oder in einem Sumpf in die Irre führen. Schwarzer Bernstein wurde auch auf die Brust eines Verstorbenen gelegt, um ihn vor den Angriffen böser Geister zu schützen und sicher in die andere Welt zu geleiten. Der Wahrsager A. Mateson aus Riga hat festgestellt, dass schwarzer Bernstein energetisch aktiver ist als andere Bernsteinfarben. Deshalb empfahl er Personen, die Probleme mit dem Hals oder der Schilddrüse haben, Ketten aus schwarzem Bernstein zu tragen.