„Nur der Bernstein ist echt, der mit der Hand gerieben und warm geworden das Saatgut des Senfes zieht.“

Tao Chuncinas 452-536

Bereits Mitte des 19. Jh. begannen Menschen, wertvolle Naturstoffe zu imitieren. Der Baltische Bernstein macht dabei keine Ausnahme. Man beschränkte sich nicht nur auf den Stein selbst, sondern fälschte auch vor allem Bernsteineinschlüsse. Heutzutage sind Bernsteinnachbildungen (Imitationen) in vielfältiger Form in der Schmuckindustrie und im Handel verbreitet. Zumeist handelt es sich dabei um Nachbildungen auf der Grundlage verschiedener Kunststoffe, wie etwa Celluloid, Plexiglas, Bakelit, Bernit, Casein und Kopal. Personen, die sich mit Bernstein weniger gut auskennen, werden betrogen, da die Imitationen in der Regel zu gleichen Preisen wie Naturbernstein verkauft werden. Hier stellen wir einige Imitationen vor und verraten, wie man herausfindet, ob das Exponat echt oder unecht ist.

TESTEN

Geruchs-Test

Beim Anzünden eines Naturbernsteins brennt dieser kerzenartig mit rußender Flamme und verbreitet einen scharfen, aromatischen Harzgeruch. Man muß nicht gleich sein fragliches Stück verbrennen. Eine mit dem Feuerzeug an der Spitze zum Glühen gebrachte Nadel kann an einer „unschädlichen“ Stelle an den Bernstein gehalten werden, und auch dann steigt der typische Duft auf. Der erfahrene Prüfer läßt die Feuerzeugflamme nur über den Bernstein streichen und erkennt ihn sofort am Geruch. Bei etwas größeren Stücken kann selbst eine längere Reibung des Stückes mit den Händen den charakteristischen Duft erzeugen. Plastik und Kunstharze riechen süßlich und sind dadurch relativ einfach zu erkennen.

Salzwasser-Test

Bernstein hat ein spezifisches Gewicht von 1,05 – 1,096 g/cm3 und ist damit deutlich leichter als die Mehrzahl der Imitate. Im Süßwasser sinkt Bernstein zu Boden, in einer gesättigten Kochsalzlösung schwimmt er jedoch auf. Um die richtige Salzlösung zuzubereiten, sollte man 15g Salz in einer Tasse Wasser (100ml) auflösen. Dann kann man das zu testende Stück hineingeben: steigt es nach oben, so ist es Bernstein, sinkt es nach unten, ist es ein Imitat. Nach dem Versuch soll man das Bernsteinstück mit sauberem Wasser abwaschen.

Die Nachteile dieses Tests sind: auch Kopal schwimmt in einer Salzwasserlösung, und bei Schmuckstücken mit einer  Metallfassung zieht diese auch den Bernstein mit nach unten.

IR-Spektralanalyse

Die sicherste Methode, Naturbernstein von Imitaten zu unterscheiden, ist eine Infrarot-Spektralanalyse. Baltischer Bernstein hat eine typische Kurve, die als „Baltische Schulter“ bezeichnet wird. Diese Kurve kommt weder bei anderen Harzen, Kunststoffen und Kopalen vor.

Der Nachteil: eine deratige Analyse ist recht teuer.

Fluoreszenz-Test

Zur Prüfung der Echtheit von Bernstein eignet sich auch die sogenannte Fluoreszenz-Methode. Bernstein strahlt unter UV-Licht weiß-blau, Plastik jedoch nicht.

Äther-Aceton -Test

Ein Tropfen Äther oder Aceton schadet der Oberfläche eines Naturbernsteins nicht. Bei einer Imitation zeigen sich jedoch sofort Auflösungserscheinungen und sie werden klebrig.

„Sichere Hände“

Es gibt also mehrere Methoden, den Naturbernstein von Imitaten zu unterscheiden. Menschen, die mit Bernstein jedoch weniger zu tun haben, raten wir, Bernstein aus „sicheren Händen“ zu kaufen. Es wäre auch ratsam, ein Echtheitszertifikat des gekauften Stückes anzufordern.

BERNSTEIN-IMITATIONEN

Glas

Glas ist einfach von Bernstein zu unterscheiden: Es ist härter als Bernstein, in Glas kann man mit einem Metallstift keine Kratzer machen, es brennt nicht und ist ein kaltes Material.

Phenolharz

Aus diesem Material werden die meisten Bernsteinketten imitiert. Die Kugeln der Ketten sind besonders regelmässig (oval, facettiert) und haben überraschend gleiche Farbtönungen (dunkelrot, gelb mit Wolken, durchsichtig). Beim Anbrennen riecht es nicht nach Harz.

Zelluloid

Zelluloid ist meistens gelb und wolkig, sieht wie Bernstein aus, ist aber schwerer als Bernstein und nicht so brennbar. Wenn Zelluloid brennt, riecht es eher nach Kunststoff.

Kasein

Kasein ist ein Kunststoff, der aus Milch gemacht wird. Dieser Stoff sieht wolkig oder gelb aus. Er ist schwerer als Bernstein. Wenn er brennt, riecht er eher nach Kunststoff.

Moderner Kunststoff

Moderner Kunststoff (z.B. Polyester) wird häufig für die Produktion von Inklusen-Fälschungen verwendet. Es gibt russische Werkstätten, die sich darauf spezialisiert haben, täuschend echte Fälschungen herzustellen. Sie werden zwar zu sehr günstigen Preisen als Nachahmungen verkauft, doch danach gelangen sie unkontrolliert auf den Markt – und zwar häufig nicht mehr als eine solche. Der Verkäufer weiß oftmals gar nicht, dass es sich um Fälschungen handelt. Die Oberfläche derartiger Fälschungen sind manchmal täuschend ähnlich einer Verwitterungskruste nachempfunden.

Kopal 

Als Kopale werden junge, subfossile Harze bezeichnet, die schon leicht verfestigt, jedoch noch nicht polymerisiert und somit nicht zu Bernstein umgebildet sind. Kopale werden meist in Deltas tropischer Flüsse zusammengeschwemmt, z.B. in Ostafrika, Madagaskar und Kolumbien. Nach früherer Auffassung sind sie mehrere Tausend bis einige hunderttausend Jahre alt. Neue Untersuchungen haben gezeigt, dass zumidest kolumbianischer und madagassischer Kopal nur ein Alter von wenigen hundert Jahren hat.

Kopale enthalten häufig Einschlüsse, die im Gegensatz zu denen im Naturbernstein noch originale Farbpigmente aufweisen. Bei Berührung mit Äther oder Aceton werden ihre Oberflächen innerhalb kurzer Zeit weich und klebrig. Im Fachhandel wird Kopal oft unter dem irreführenden Begriff „Junger Bernstein“ angeboten.

Der Nachteil: Kopale schwimmen in der Salzlösung ebenfalls auf.