Wenn es noch eines Beweises für die Harznatur des Bernsteins bedürfte, so können hierfür die natürlichen Formen der einzelnen Bernsteinstücke herangezogen werden. Die auffälligsten unter diesen sind Sinterformen wie Tropfen oder Zapfen, die wir noch heute in den Wäldern beobachten können. Prinzipiell hat jedoch jedes natürliche Bernstein-Stück eine bestimmte nicht dem Zufall unterworfene Form, die seine Entstehung widerspiegelt.

Form und Struktur der Stücke hängen davon ab, wo der Bernstein im oder am Baum entstanden ist. Der innere Bernstein bildete sich in Rissfüllungen, in Hohlräumen unter der Borke, in der Borke, in Harztaschen im Stamm und in der Füllung von Wunden. Aus der Rinde austretendes Harz schuf den äußeren Bernstein mit den unterschiedlichen Fließformen Zapfen, Tropfen und Schlauben.

Innere Formen, die den mit Abstand größten Anteil an Bernstein ausmachen, sind undurchsichtig, frei von Verunreinigungen und Inklusen und traten erst nach dem vollständigen Zerfall der abgestorbenen Bäume zu Tage.

Innerer Bernstein: Die überwiegende Menge des Bernsteins und die größten bisher gefundenen Stücke entstanden durch Harzanreicherungen innerhalb der Baumstämme, zwischen Kernholz und Rinde. Wegen ihrer Reinheit sind dies die wertvollsten Sorten des Bernsteins. 

Borkenbernsteine: Das Harz sammelte sich und verhärtete in der dicken Borke. Solche Bernsteinstücke haben eine einzigartige unregelmäßige Form. Sie zeigen Abdrücke vom Holz auf beiden Seiten.

Äußerer Bernstein: An der Außenseite der Bäume bildeten sich typische Fließformen wie Tropfen, Zapfen und Schlauben. Sie sind in der Regel durchsichtig, und nur sie können Einschlüsse enthalten.

Bernstein-Tropfen sind meist massiv und entstehen aus einem einheitlichen Harzguss. In Form und Größe gibt es alle Übergänge von den kleinsten Gebilden bis zu 5 cm großen Knollen- und Birnenformen. Eigenartig sind Tropfen mit oberflächlichen Wülsten und Runzeln. Nicht selten sind auch Tropfen, die beim Aufprall auf den Boden abgeflacht wurden.

Bernstein-Zapfen gibt es von nadel-dünnen Fließformen bis zu solchen von Fingerdicke. Die dünnsten sind nicht selten am unteren Ende kugelförmig verdickt. Größere Zapfen kennen wir auch als fladenförmige Gebilde von Handgröße, die auf dem Waldboden entstanden sind. Ein Teil der Zapfen ist konzentrisch schalig aufgebaut. Einschlüsse sind im Gegensatz den Bernstein-Tropfen nicht selten.

Als Bernstein-Schlauben bezeichnet man einen ganz besonderen Typus, der nahezu ausschließlich die für die Wissenschaft so wertvollen Einschlüsse von Tieren und Pflanzen enthält. Schlauben sind fladenförmige Bildungen von bis zu Handgröße, die an der Baumrinde anhafteten. Sie bestehen aus klarem, mehrfach geschichteten Bernstein, der dieser Form eine schalige Struktur gibt. Es wird angenommen, dass die Durchsichtigkeit von Schlauben auf Sonneneinwirkung zurückzuführen ist. Rohschlauben haben eine undurchsichtige Oberfläche.